Story
Träume sind da, um erfüllt zu werden. Davon überzeugt sich Ludwig Reiter jedes Mal, wenn er ins Cockpit steigt.
Sein Traum zu fliegen begann für den Bad Ischler im Alter von sieben Jahren. Und der sollte ihn bis in den tiefsten Busch nach Afrika, zu den höchstgelegenen Flugplätzen des Himalayas, mehrfach einmotorig über den Atlantik und schließlich ins Team der Flying Bulls führen. Es ist die Vielseitigkeit seiner bisherigen Erfahrungen, die er hier voll und ganz ausleben kann. In den Business Jets ebenso, wie in der Caravan, der T-34 Mentor, der Observer und seit neuestem mit der B-25 auf den größten Airshows Europas.
Interview
Ludwig, was ist für dich die große Vision der Flying Bulls?
LR: Unsere Vision ist, die Flugzeuge auch für kommende Generationen am Himmel zu halten. Unser Hangar darf nie ein reines Museum werden. Man muss die Corsair, die Lightning, die DC-6, die Cobra und all die anderen auch weiterhin in der Luft sehen können. Sie bestaunen und davon träumen, sie selbst zu fliegen.
Kennst du diesen Traum?
LR: Ja, denn ich lebe meinen Traum! Einen, den ich seit 1991 habe und seitdem alles andere untergeordnet habe. Ich war 7 Jahre alt und ein Freund meines Vaters hat mich am Flugplatzfest in Gmunden in einem Motorsegler mitgenommen. Tandemanordnung! Als Fan des originalen Top Gun-Filmes gleich noch einmal so aufregend. Jet-Feeling pur. Das war der EINE prägende Moment, ein Sonntag. Und am Montag habe ich gewusst, ich werde Pilot.
Wie ging dein Weg ins Cockpit weiter?
LR: Über Umwege. Denn um fliegen zu lernen, musste ich Geld verdienen. Also habe ich mich dann für eine Lehre als Koch und Kellner entschieden. Mit 17 kam der Motorseglerschein. Noch vor dem Autoführerschein. Und nach dem Lehrabschluss habe ich dann intensiv gearbeitet und konnte mit Hilfe der Oma und meiner Eltern bis zum CPL (Commercial Pilot Licence-Berufspilotenschein) weitermachen.
Was war deine fliegerische Vision in all den Jahren? Was wolltest du erreichen?
LR: Mein Vorteil ist, dass meine Visionen immer klar sind. Auf meiner Bucket-List hatte ich vier Punkte stehen: Ich wollte als Busch-Pilot den afrikanischen Kontinent kennenlernen. Außerdem wie Charles Lindberg den Atlantik überqueren. Und ich habe in einem ‚Tintin-Comic‘ (Tim und Struppi) von einem Flug durch die Berge des Himalayas gelesen, also wollte ich dort auch hin. Ach ja und da war noch die Caravan der Flying Bulls, die ich am Wolfgangsee landen gesehen habe. Also wollte ich irgendwann Teil dieses Teams sein.
Welche Punkte dieser Bucket-List konntest du dir davon schon erfüllen?
LR: Alle! Zuerst ging es für mich mit einem One-Way-Ticket und rund 1.000 Dollar in der Tasche nach Afrika, genauer gesagt nach Maun in Botswana. Von dort bin ich jeden Tag mit einer Cessna 206 in den Busch geflogen, habe Leute und Verpflegung zu den Lodges gebracht und Müll mitgenommen. Später kam dann die Cessna Caravan. Die großen Tierherden, die Löwen auf der Landebahn- ich war unendlich glücklich. Über Ecken habe ich irgendwann erfahren, dass in Nepal jemand eine Caravan-Operation starten wollte, aber weder Piloten noch ein Flugzeug hatte. Der Deal war, das Flugzeug zuerst aus den USA zu holen. Um dann Wasser und Lebensmittel für das World Food Programme der UNO zu einigen der höchstgelegenen Flugplätze der Welt zu bringen. Die nächsten beiden Punkte auf meiner Liste. Später habe ich dann in Österreich den ATPL (Airline Transport Pilot License – Verkehrspilotenschein) gemacht und bin für 10 Jahre in die Business-Fliegerei gegangen. Eines Tages kam dann ein Anruf von Raimund Riedmann, der für mich alles verändern sollte. Er meinte damals, dass ich zwar kein Warbird-Pilot sei, aber mit der Wasserfliegerei, meiner Busch- und Caravan-Erfahrung und den 10 Jahren im Cockpit eines Business Jets große Bereiche bei den Flying Bulls abdecken würde. Und der Rest ist Geschichte.
Du fliegst neben den Business Jets, den Wasserflugzeugen und einigen anderen Mustern auch die B-25. Wie ist es, im Cockpit dieser Legende zu sitzen?
LR: Wo soll ich hier anfangen? Was mich an der B-25 reizt, ist, dass sie mich ständig fordert, stimuliert und anregt. Es ist pures Handwerk, man muss sie spüren und mit viel Gefühl im Teamwork fliegen. Und ich liebe es, sie auf den Airshows den Menschen zu zeigen.
Was macht die Flying Bulls so einzigartig?
LR: Neben dem Mix an Fluggeräten ist es vor allem das Team. Die Erfahrungsbreite, die man hier bekommt, gibt es nur bei den Flying Bulls. Man muss sich vorstellen, dass ein Techniker einen Flieger aus dem vergangenen Jahrhundert durch seine Unterschrift freigibt. Ich habe größtes Vertrauen in unsere Technik, weil ich der Überzeugung bin, dass sie zu den besten ihrer Zunft gehören.
Was macht für dich einen guten Piloten aus?
LR: Ich glaube, dass Verlässlichkeit, Pünktlichkeit, Konsequenz und ein sehr strukturiertes Denken dazugehören. Im Cockpit, aber man übernimmt das dann auch ins Privatleben.
Hast du einen Lieblingsflieger in der Flotte der Flying Bulls?
LR: Ja, das habe ich. Die Cessna Caravan. Damals in Afrika war dieses Muster ein unglaublicher Schritt nach vorne. Außerdem habe ich mit ihr zwei Mal den Atlantik über- und Europa und Asien durchquert. Da entsteht eine Bindung, fast eine Liebesbeziehung. Und nachdem ich als Wassermensch eine große Leidenschaft für die Wasserfliegerei habe, ist unsere Cessna Amphibian Caravan wie für mich geschaffen.
Meine Visionen sind immer klar. Ich hatte vier Punkte auf meiner Bucket-List stehen. Und alle konnte ich mir erfüllen.