Story
Schon als Kind blickte Hans Pallaske jedem Flugzeug mit Sehnsucht hinterher, dass er am Himmel erblickte. Pilot sein – ein Traum.
Doch der Weg ins Cockpit war für den Bayern keine gerade Linie, sondern führte über berufliche Zwischenstationen. Dennoch, Träume sind da, um erfüllt zu werden. Zuerst mit dem Bau eines eigenen Flugzeugs, dann als Fluglehrer und schließlich im Hangar-8 der Flying Bulls. Es gibt wohl keinen Fallschirmspringer, den er nicht schon mit der Pilatus Porter abgesetzt, keinen Flugenthusiasten, der ihn nicht auf einer Airshow mit der B-25 gesehen hat. Und auch auf den Seen gehört Hans mit den Wasserflugzeugen längst zum gewohnten Bild.
Interview
Hans, die Fliegerei war nicht von Beginn weg dein Beruf. War sie schon immer deine Berufung? Dein Traum?
HP: Ich wollte immer schon Pilot werden, das Leben hat mich aber erst einmal in die Lehre als Zahntechniker geführt. Als ich mich in diesem Beruf selbstständig gemacht habe, habe ich mit der Ausbildung zum Privatpiloten und nach Scheinerhalt dann auch mit dem Bau meines eigenen Fliegers begonnen. Ein Kitfox, den habe ich bis heute. In der Garage in rund 18 Monaten gebaut. Ein unheimlicher Spaß. Der Weg ist das Ziel. Tag und Nacht, 3.500 Stunden bis zur Zulassung. Mit dem Flugzeug habe ich unzählige großartige Erlebnisse gehabt. Oft mit Zelt. England, Italien der hohe Norden. Das ist für mich Freiheit pur.
Kannst du dich noch an deinen ersten Solo-Flug erinnern?
HP: Natürlich weiß ich den noch. Das war hier in Salzburg mit einer Cessna 150. Das war sehr spontan. Das machen die Fluglehrer meistens so, damit man nicht allzu nervös ist. Der Controller hat mich zur Eile angetrieben, weil ein Airliner hinter mir rein wollte. Ich hatte also nicht wirklich Zeit nachzudenken. Gas rein und rauf in die Luft. Ich bin bis dahin nie im Regen geflogen, aber bei meinem ersten Solo-Flug fing es in der Platzrunde plötzlich an zu schütten. Ein Prasseln, dass ich mir gedacht habe, der Flieger fällt auseinander. Aber die Landung war super und ich war happy.
Du warst dann selber als Fluglehrer tätig, hast den CPL (Commercial Pilot Licence-Berufspilotenschein) und die Instrumentenflugberechtigung gemacht. Wie wurdest du Teil der Flying Bulls?
HP: Als die Flying Bulls eine Pilatus Porter gekauft haben, hat mich mein Freund Hans Gasser, mit dem ich in der Flugschule schon zusammengearbeitet habe, gefragt, ob ich nicht Fallschirmspringer absetzen möchte. Erst beim dritten Mal habe ich zugesagt und die kommenden Jahre waren wir beiden mit der PC-6 ständig in der Luft. Eine tolle Zeit mit einem für mich immer noch sensationellen Flugzeug. Später habe ich dann Sigi Angerer, unseren damaligen Chefpiloten gefragt, ob ich denn auch etwas anderes fliegen könne. So bin ich auf die B-25 gekommen. Ohne Techniker, ohne Begleiter sind wir von Airshow zu Airshow geflogen, haben die Menschen begeistert und viele tolle Leute kennengelernt. Die B-25 ist bis heute mein absoluter Liebling.
Was macht die Flying Bulls so einzigartig?
HP: Ich finde es cool, mit solchen ‚Perlen‘ zu fliegen. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich in meinem Leben jemals eine B-25 fliegen würde. Ich als kleiner Bub vom Land.
Wie fühlt es sich an die alte Lady, die B-25 zu fliegen?
HP: Man spürt das gesamte Gewicht und es fühlt sich immer wahnsinnig smooth an. Man muss sehr vorausschauend fliegen, auf der anderen Seite ist sie extrem agil, wenn man sie auf Airshows ein bisschen schärfer steuert. Und der Sound ist auch im Cockpit ein Wahnsinn.
Was waren deine schönsten Erlebnisse in der Fliegerei bisher? Die Quintessenz?
HP: Ein Anflug mit der B-25 auf Moskau im Sonnenuntergang auf eine knapp 6 Kilometer lange Piste. Die unglaublichen Stimmungen in der Luft. Wolken, Sonne, Regen. Und ich finde es sehr schön, wenn man solche Erlebnisse teilen kann. Egal mit welchem Flugzeug. Mit der Citation bei Sonnenaufgang, der Caravan bei einer Landung am Wasser, der B-25 auf Airshows vor begeisterten Menschen. Aber auch als Fluglehrer, wenn man die Leidenschaft, die einen gepackt hat, ab der ersten Flugstunde weitergeben kann.
Du hast viele zukünftige Piloten ausgebildet. Welche Eigenschaften sollte ein guter Pilot mitbringen?
HP: Das Handwerkliche kann man lernen, alles andere macht einen guten Piloten aus. Ein Mensch, auf den man sich verlassen kann und der akkurat ist. Es ist auch notwendig, dass man selbstkritisch sein kann. Dass man sich nicht unfehlbar oder unsterblich fühlt. Jedem passiert immer wieder eine blöde Situation, davor darf man die Augen nicht verschließen.
Wie schaut generell Risikomanagement bei dir aus?
HP: Ich finde, dass die Fliegerei pauschal eine relativ sichere Sache ist, dass einen aber Dinge und Vorkommnisse aus der Bahn werfen können. Ganz oben steht da das Wetter. Zum Beispiel in den Bergen. Ich schaue in der Früh hinaus, rufe am Ziel an. Ich möchte nicht in die Situation kommen, wetterbedingt nicht mehr nach vorne und hinten zu können. Man muss Nein sagen können. Das ist extrem wichtig. Wenn man das Gefühl hat, es ist nicht sicher oder auch wenn man sich nicht wohlfühlt, dann muss man Nein sagen. Das ist es, was einen Piloten ausmacht. Eine Entscheidung treffen und dahinterstehen.
Als Pilot muss man schnell Entscheidungen treffen und auch dahinterstehen.