--------------------------
  • Felix_Baumgartner_c_MirjaGeh_076.jpg

Felix Baumgartner

BO 105 Aerobatic Pilot & Stratosphären Springer

Story

Als Kind träumte Felix Baumgartner von zwei Dingen. Fallschirmspringen und als Pilot im Cockpit eines Hubschraubers zu sitzen. Beide Träume konnte er sich erfüllen.

In seiner ersten Karriere begeisterte er die Menschen mit seinen spektakulären Basejumps. Unvergessen seine Sprünge aus dem 88. Stockwerk der Petronas Towers in Kuala Lumpur, vom rechten Arm der Christusstatue in Rio oder hinein in die 190 Meter tiefe Mamethöhle in Kroatien. Ein Weg konsequent nach oben, der erst im All und einem Sprung aus 39.045 Metern Höhe gipfelte, mit dem sich der Salzburger und seine Mission „Red Bull Stratus“ für immer in den Annalen der Luft- und Raumfahrt verewigte. 2006 ging es dann los mit dem Hubschrauberfliegen. Erst nebenbei, später als Berufspilot. Heute fliegt Felix die BO 105, die Bell 47 und die Écureuil bei den Flying Bulls und gehört zu den ganz wenigen Hubschrauber-Kunstflugpiloten dieser Welt. 

Interview

Felix, wolltest du schon immer Hubschrauber fliegen? Lebst du deinen Traum?

FB: Ja, absolut. Neben dem Fallschirmspringen mein zweiter Kindheitstraum. Von dem ich lange Zeit dachte, dass er unerfüllbar bleiben würde. Deshalb hat es mich aber auch umso mehr gefreut, als ich 2006 dann doch noch damit beginnen konnte. Zuerst habe ich in Salzburg rund 20 Stunden auf der Bell 47 gemacht. Danach bin ich dann in die USA gegangen, habe mich in einem billigen Motel einquartiert und mich von selbst gekochten Spaghetti ernährt. Aber ich konnte zwei Mal am Tag fliegen gehen und habe den Schein in drei Monaten in der Tasche gehabt. Zurück in Europa bin ich dann weiterhin sehr viel in der Luft gewesen und habe mir in relativ kurzer Zeit gut 700 Stunden Flugerfahrung aufgebaut. Mit diesem Grundstock an Erfahrung ging es auch los bei den Flying Bulls. Anfangs habe ich hin und wieder ausgeholfen, später wurde das immer mehr. Mit der Kamera an Bord, Springer absetzen und mittlerweile auch Kunstflug.

Hast du eine bestimmte Routine, die du vor jedem Flug durchläufst?

FB: Einige. Von jedem Hubschrauber, den ich fliege, habe ich ein Foto des Cockpits gespeichert. Die schaue ich mir regelmäßig an. Das nenne ich Fliegen in der Hängematte. Da schaue ich, wo alles positioniert ist, und gehe bestimmte Routinen und Procedures im Kopf durch. Damit dann später in der Luft alles automatisch abläuft. Jeder Hubschrauber ist ein bisschen anders und die Sekunden, die man sich dann spart, können entscheidend sein. Wenn ich ein bestimmtes Muster eine Zeit lang nicht geflogen bin, dann setze ich mich vorab 20 Minuten ins Cockpit und gehen alles durch. Ich nenne das „Geruch aufnehmen“. Ich habe zwei Ansprüche im Leben. Ich will nichts kaputt machen. Und ich will das Luftfahrzeug und meine Passagiere sicher ans Ziel bringen.

Die ganze Welt kennt deine unvergesslichen Fallschirmsprünge. Wie bist du zum Springen gekommen?

FB: Durch Umwege und den Mann einer Freundin meiner Mutter. Roland Rettenbacher vom HSV Salzburg, dem späteren HSV Red Bull Salzburg. Der hat immer vom Springen erzählt und mich dabei als Kind wahnsinnig begeistert und inspiriert. Ich wollte schon als Kind aus dem Flugzeug springen. Man kann sich vorstellen, dass ich es nicht erwarten konnte, endlich 16 zu werden und loslegen zu können. Das habe ich dann auch gemacht und war erst einmal ganz normaler Fallschirm-Zielspringer. Ich habe mich dann später beim Bundesheer beworben und bin über Umwege in die Heeres Sport- und Nahkampfschule in Wiener Neustadt gekommen. Dort konnte ich sehr viel springen und habe mir innerhalb kurzer Zeit einen guten Erfahrungsstock aufbauen können. 1996 wollte ich dann zu Basejumpen beginnen. Noch bevor das Internet aufgekommen ist. Durch Zufall habe ich dann Tracy Lee Walker, einen in Bayern lebenden Amerikaner, kennengelernt, der für 500 DM mein Lehrer wurde. Bei ihm habe ich nicht nur das Springen selbst gelernt, sondern auch einen sehr vor- und umsichtigen Umgang mit Risiken und Planung. Das beste Investment meines Lebens. Als ich dann 1997 mit nur 31 Sprüngen die inoffiziellen Weltmeisterschaften im BASE von der New River Gorge Bridge in West Virginia für mich entscheiden konnte, ging es so richtig los mit meiner Karriere.

Was war und ist dein Geheimnis?

FB: Ich bin sehr gut in Akrobatik und war früher Turmspringer, das hat mir extrem in die Karten gespielt. Ich habe beim BASE-Springen sofort gemerkt, dass das mein Sport ist. Außerdem war ich von Anfang an einer, der viel mit Kameras gearbeitet und gewusst hat, wie man sich verkauft. Das war zu dieser Zeit noch nicht die Norm, hat mir dann aber sehr geholfen. Außerdem bin ich ein totaler Risikomanager. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum ich noch am Leben bin nach all diesen Dingen.

Wie sieht dein persönliches Risikomanagement aus?

FB: Der Umgang damit ist ein zentraler Punkt in meinem Leben. Als Fallschirmspringer und auch in der Fliegerei. Ich achte sehr genau auf meine Flugvorbereitung und mache diese äußerst akribisch. So bin ich und das war auch immer die Botschaft, die ich den Menschen durch meine Öffentlichkeit mitgeben wollte. Ich glaube, das ist auch der Grund, warum sich mir immer wieder fliegerische Türen öffnen. Weil man von mir weiß, dass ich es nie übertreibe. Egal ob auf einem einsamen Flug durch die Berge, einem Sprung oder auf einer Airshow vor 100.000 Leuten. Bei Red Bull Stratos hatten wir eine ewig lange Liste mit „What ifs“, also Eventualitäten, die passieren können und wie wir im Ernstfall damit umgehen. Die wurde immer länger. Angst hatte ich nur vor den Dingen, an die wir auf dieser Liste nicht gedacht haben. Meine Lehrer, egal ob beim Springen oder in der Fliegerei, haben mich immer zur Vorsicht und zum Abwägen gedrillt. Alles kann, nichts muss. Und bis heute breche ich Missionen ab, wenn die Bedingungen nicht passen. Ich bin der Meinung, dass deinen Lehrern und Mentoren eine viel wichtigere Rolle zukommen, als denen selbst bewusst ist. Reinhold Messner hat einmal zu mir gesagt, dass nein zu sagen, kurz vor einem großen Ziel zu den schwierigsten Dingen des Lebens zählt. Zählen tut nur der, der vom Berg wieder zurückkommt und darüber berichten kann. Dann hast du gewonnen, wenn du oben bleibst, war der Berg der Sieger.

Was unterscheidet herkömmliches Hubschrauberfliegen von Hubschrauber-Kunstflug?

FB: Sehr viel. Das fängt schon bei der manuellen Tätigkeit an. Hubschrauberfliegen ist eine sehr feinmotorische Sache mit wenig Steuerausschlägen. Aber beim Kunstflug gehst du an die maximalen Steuerausschläge, da hat man am Anfang fast ein schlechtes Gewissen und ist zu zögerlich. Mit viel Übung kommt dann immer mehr Coolness dazu und dann fängt es erst an, Spaß zu machen. Am Anfang ist es ein Kampf, und der Hubschrauber dein Feind, aber mittlerweile sind wir Freunde geworden.

Felix_Baumgartner_c_MirjaGeh_235.jpg

Als Kind träumte Felix Baumgartner von zwei Dingen. Fallschirmspringen und als Pilot im Cockpit eines Hubschraubers zu sitzen. Beide Träume konnte er sich erfüllen.

Felix Baumgartner
Felix Baumgartner
BO 105 Aerobatic Pilot & Stratosphären Springer
SI201801310106_hires_jpeg_24bit_rgb.jpg