Story
Den Wunsch, Jets zu fliegen, hat Stefan Doblhammer seit seiner Kindheit. Woher der kommt, weiß der Oberösterreicher selbst gar nicht mehr.
Dass er so stark war, dass er dafür alles andere hinten angestellt hat, allerdings schon. Ein eiserner Wille, der ihn nicht nur ins Cockpit der Saab 105 und der F-5 des Österreichischen Bundesheeres, sondern auch in den vorderen Sitz der ultraschnellen Alpha Jets bei den Flying Bulls brachte. Hier bildet er gemeinsam mit seinem ehemaligen Tigerstaffel-Kollegen Philipp Haidbauer die Alpha Jet-Rotte und sorgt auch in der großen Formation für Begeisterung beim Publikum.
Interview
Stefan, du fliegst den Alpha Jet bei den Flying Bulls und warst auch im Cockpit der Saab 105 und der F-5 beim Militär. Was macht das Jet-Fliegen für dich aus?
SD: Es ist eindeutig die Dreidimensionalität. Die hast du nur in einem solchen Flugzeug. Man fliegt nicht nur links und rechts, sondern auch in die Vertikale. Durch die hohe Leistung kann man schnell nach oben schießen. Ein unglaubliches Gefühl.
Kannst du dich noch an deinen ersten Solo-Flug erinnern?
SD: Natürlich! Den Wunsch, Jets zu fliegen, habe ich, seit ich ein Kind war. Dieser fand im Rahmen der fliegerischen Selektion in Graz auf einer Cessna 150, nach ca. 15 Flugstunden statt. Ein letzter Überprüfungsflug und dann ist der Lehrer ausgestiegen. Ein tolles Gefühl, vor allem wenn man dann wieder am Boden ist und es gut geschafft hat.
Was sind die Eigenschaften die ein guter Pilot mitbringen muss?
SD: Bei den Flying Bulls ist sicher die Teamfähigkeit am wichtigsten. Weil wir die Flugzeuge auch in enger Formation fliegen, da muss man sich auf den anderen verlassen können. Der klassische Einzelkämpfer ist nicht gefragt. Wenn man eine Formation mit verschiedenen Luftfahrzeugen führt oder auch in der Formation drinnen ist, dann muss man immer an die anderen denken. Wie kommen sie mit, welche Geschwindigkeiten muss man fliegen? Wir beim Militär sind immer gemeinsam unterwegs, da ist die kleinste Einheit eine Rotte. Die Zusammenarbeit ist uns in die Wiege gelegt.
Hast du eine bestimmte Routine, die du vor jedem Flug durchläufst?
SD: Ich schreibe mir vor jedem Flug einen Briefing-Guide, den ich dann am Kniebrett mit im Cockpit dabeihabe. Da stehen die wichtigsten Punkte drauf wie zum Beispiel Wetterdaten, Ausweichflugplätze, Wegpunkte usw.
Du sagst, in deinem Leben geht es ohne den Alpha Jet nicht mehr. Warum?
SD: Ohne den Alpha-Jet geht es tatsächlich nicht, der muss in meinem Leben sein. Er ist wahnsinnig toll zu fliegen, das beschreibt ihn am besten. Und er ist sehr gutmütig, solange man nicht über seine aerodynamischen Grenzen geht.
Philipp Haidbauer und du seid oft gemeinsam mit zwei Alpha Jets unterwegs. Warum seid ihr ‚better together‘?
SD: Uns eint das langjährige Vertrauen, dass wir uns entgegenbringen. Fast bedingungslos. Wir kennen uns schon vom Militär und wissen genau, was der andere kann. Oft brauchen wir keine Worte, um uns zu verstehen. Das meiste machen wir im Briefing. Das Solo-Display bestreite ich alleine, Philipp führt das Formation-Display an, das ist unser Alleinstellungsmerkmal, denn zwei Jets im Display gibt es sonst kaum. Zivil sowieso nicht, aber auch militärisch nicht.
Wie verhalten sich die Alpha Jets mit den anderen Flugzeugen in der großen Formation? Die sind ja teilweise sehr unterschiedlich.
SD: Das stimmt, hier geht es sehr stark um das Briefing und das Training. Wie muss zum Beispiel die B-25 einen Wingover einteilen, damit wir nicht ‚runterfallen‘. Wir sagen immer, dass wir auf keinen Fall unter 160 Knoten gehen wollen. Damit vermeiden wir, dass wir Klappen setzen müssen, das wieder zu mehr Auftrieb führt. Das bringt Unruhe rein, vor allem weil die Fahrt auch gleich wieder zunimmt. Aber generell passen die Flugzeuge schon gut zusammen. Wenn man so wie ich den Nummer 2 Alpha-Jet fliegt, dann kommen ein paar schwierige Punkte zusammen. Zuerst fliege ich Formation auf die B-25, dann auf die Lightning und schließlich auf den anderen Alpha Jet. Drei verschiedene Flieger mit unterschiedlichen Sichtmarken und Positionen, da muss man viel im Kopf haben.
Du fliegst jedes Jahr viele Displays für die Flying Bulls. Was waren bisher deine persönlichen Highlights?
SD: Sicherlich die Airpower vor heimischem Publikum. Die größte Airshow in Europa. Es ist toll, so vielen Zuschauerinnen und Zuschauern zeigen zu können, was wir machen. Aber jede Airshow hat was. Highline 179 ist mir auch intensiv in Erinnerung geblieben. Eine mentale Challenge, als wir mit den beiden Alpha Jets unter der Brücke durchgeflogen sind.
Den Wunsch, Jets zu fliegen habe ich seit meiner Kindheit.