Story
Als Chefpilot der Hubschrauber ist Mirko Flaim ein sehr vielseitiger Pilot der Flying Bulls und fast täglich in der Luft zu finden. Denn neben der BO 105, der Cobra, der Bell 47 und der EC-135 lebt er seit einigen Jahren auch seine Faszination für Langstrecken-Fliegerei im Cockpit der Businessflotte aus.
Heute New York, morgen ein Kameraflug im Sonnenuntergang über den Alpen und übermorgen die nächste Airshow mit der BO 105 als einer der wenigen zertifizierten Helikopter-Kunstflugpiloten weltweit. Ein aufregendes Leben, von dem viele träumen. Und genau damit begann die Reise in der Welt der Luftfahrt auch für Mirko – mit einem Traum. Denn lange bevor er zu seiner allerersten Flugstunde abhobt, ließ er sich von seinen Eltern immer wieder zum nächstgelegenen Heliport im heimatlichen Südtirol bringen, nur um einen kurzen Blick auf startende oder landende Hubschrauber zu erhaschen. Bis er mit 21 endlich mit der Ausbildung zum Berufspiloten begann. Es ist diese Mentalität, alles auf eine Karte zu setzen und sich dennoch treu zu bleiben, die ihm immer wieder neue Türen öffnet. Als Fluglehrer in Graz, Pilot auf Mallorca und schließlich 2012 das Tor zum Hangar-8 ins Team der Flying Bulls.
Interview
Mirko, du giltst in Italien als einziger Inhaber einer zivilen Helikopter Kunstfluglizenz und zu den ganz wenigen weltweit, die eine US FAA Helicopter Aerobatics Lizenz besitzen. Was unterscheidet Hubschrauber-Kunstflug von normalem Hubschrauberfliegen?
MF: Fast Alles! In der Hubschrauberausbildung lernt man, kleine Bewegungen zu machen. Keine großen Ausschläge. Beginnt man dann mit dem Kunstflugtraining, muss man erst einmal lernen, das Steuer im fast Vollausschlag zu bewegen, den Heli in Lagen zu steuern, die normalerweise alle Alarmglocken läuten lassen würden, das kostet Überwindung. Klingt negativ, aber wenn man es einmal kann, dann ist es ein großartiges, ganz besonderes Gefühl.
Wie bist du Teil der Flying Bulls geworden?
MF: Auch hier waren wie so oft in meinem Leben Zufall und Glück im Spiel. In meiner Zeit als Fluglehrer habe ich mich mit einem Prüfer, der viele meiner Schüler ausgecheckt hat gut verstanden. Sein Name: Siegfried „Blacky“ Schwarz - mein Vorgänger als Chefpilot bei den Hubschraubern. Als er mich dann eines Tages anrief und gefragt hat, ob ich mir denn vorstellen könne, bei den Flying Bulls zu fliegen, dachte ich, ich könnte meinen Ohren nicht trauen. Ein Gefühl, dass übrigens andauerte, bis ich schließlich mein Type-Rating für die BO 105 in Händen hielt.
Was ist für dich als Chefpilot der Hubschrauber das Besondere an deiner Flotte?
MF: Jeder Tag ist anders und das ist für mich das Besondere. Vor allem bei den Hubschraubern sind wir extrem breit aufgestellt. Wir können Kunstflug mit der BO 105 machen, was einzigartig ist. Die BO ist wie ein Sportwagen, unglaublich stark und agil. Wir haben aber auch Oldtimer wie die Sycamore, die letzte ihrer Art oder die Bell Cobra, unserem Hot-Rod.. Die Plexiglas-Kanzel der Bell 47 hat den schönsten Ausblick und hier lautet das Motto ‚Der Weg ist das Ziel‘. Die AS350 ist unser Allrounder und die EC 135 ist eine luxuriöse Limousine durch und durch.
Ihr seid auf vielen Airshows in ganz Europa unterwegs. Wie sieht denn bei euch die Off-Season aus? Die Zeit des Trainings?
MF: Während der Saison sind wir ständig im Training. Im Winter ist es dann auch einmal angenehm, wenn die Intensität ein bisschen nachlässt und man mit dem Kopf einmal ein bisschen von der Airshow-Fliegerei wegkommt. Im Frühling gehen wir dann nach Maribor zum Trainingscamp. Natürlich geht es dort auch darum, die fliegerischen Skills zu verbessern und wieder zum Stand der letzten Saison zu kommen. Zudem ist es cool einmal weg aus Salzburg zu sein, zusammenzusitzen und die Zusammenarbeit im Team zu stärken.
Du bist neben den Hubschraubern auch mit den Business-Jets auf der Langstrecke unterwegs. Was macht die beiden Arten der Fliegerei aus?
MF: Hubschrauberfliegen ist ein Handwerk, da geht es um ‚Arschgefühl‘, Technik und Mechanik. Die Fläche, so wie ich sie in der Businessfliegerei betreibe, basiert auf Einteilung und besonders auf Teamarbeit. Der Mix ist für mich sensationell und bringt mich persönlich und fliegerisch weiter.
Welche Eigenschaften sollte ein guter Pilot mitbringen?
MF: Vielleicht sehen das andere anders, aber für mich ist die menschliche Komponente das Wichtigste. Sie macht den Unterschied. Wenn man eine Lizenz hat, dann bringt man gewisse Voraussetzungen mit und man kann auch trainieren, wenn einem fliegerisch etwas schwerer fällt. Das ist nicht das Thema. Aber wenn du menschliche Defizite hast, dann kannst du das nicht ausbügeln. Ich suche die Piloten für unser Team auch genau danach aus. Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, Vertrauen und eine gute Portion Hausverstand sind hier unerlässlich. Und wenn etwas nicht passt, auch einmal nein sagen zu können. Es gibt nichts, das so wichtig ist, um in einer schwierigen Situation zu starten oder in der Luft zu bleiben.
Jeder Pilot kann sich an seinen ersten Solo-Flug erinnern. Für dich ein einschneidendes Erlebnis?
MF: Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern. Es gibt Flugschulen, wo der erste Soloflug geplant ist, bei mir war das anders. Ich habe nichts davon gewusst. Ich bin mit meinem Fluglehrer eine Zeit lang geflogen und irgendwann ist er dann ausgestiegen. Ein sehr intensiver Moment, in dem einem so richtig bewusst wird, dass man es selber ist, der dieses Ding steuert. Voll für sein Leben verantwortlich ist. Danach war ich wahnsinnig stolz. Ich hatte diesen Traum, habe lange und hart darauf hingearbeitet und plötzlich wird dann alles, was man sich vorgestellt hat Realität.
Hubschrauberfliegen ist Handwerk. In der Businessfliegerei geht es um Einteilung und Teamwork.