Story
Matthias Schwaighofer ist einer der Menschen, die ihre Ziele kompromisslos verfolgen. Seit er als Bub das erste Mal auf den Dachstein mitfliegen durfte, war sein Ziel, Hubschrauberpilot zu werden.
Entgegen aller Zweifel und davon gab es viele. Ein harter Weg, der einen immer wieder fast abwirft. Aber einer, den es sich lohnt zu gehen. Heute ist er ‚der Neue‘ im Heli-Team der Flying Bulls und steuert die EC135, BO 105, Bell 47, die Écureuil und die Bell Cobra. Und das nächste Ziel? Hubschrauberkunstflug mit der BO 105 auf den großen Airshows Europas.
Interview
Die Fliegerei war bei dir immer ein Traum. Hat sich dieser Traum erfüllt? Ist es so, wie du es dir als Kind und Jugendlicher vorgestellt hast?
MS: Absolut. Ich bin immer noch ein leidenschaftlicher Pilot. Auch wenn man manche Sachen realistischer sieht. Zum ersten Mal bin ich 1983 mit einem Hubschrauber mitgeflogen. Das war ein Versorgungsflug auf den Dachstein und für mich eines der beeindruckendsten Erlebnisse meines Lebens. Ein Gefühl von Freiheit, der Geruch des verbrannten Kerosins, das Geräusch des Hubschraubers, das sind Eindrücke die vergisst du nicht. Der Weg war dann sehr hart, ab und zu wollte ich sogar aufgeben. Habe ich aber nicht. Zum Glück hatte ich Freunde und Kollegen an meiner Seite, die mich immer wieder motiviert haben weiterzumachen. Ich glaube generell, dass es einen positiv prägt, wenn man sich etwas erkämpfen und erarbeiten muss.
Sag, kannst du dich an deinen ersten Solo-Flug erinnern?
MS: Da kann ich mich noch ganz genau erinnern. Einer der wichtigsten Tage in jeder Fliegerkarriere. Nach ein paar gemeinsamen Platzrunden ist mein Lehrer ausgestiegen. Plötzlich weiß man, dass einem keiner helfen kann und man selbst die Verantwortung trägt.
Wie bist du denn dann schließlich Teil der Flying Bulls geworden?
MS: Das ist ein Glück, das man nicht planen kann. Viele Piloten möchte hier bei uns fliegen. Mein Vorteil war, dass ich zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort war. Ich hatte bereits ein Type-Rating für die EC135 und die AS 350 durch meinen vorherigen Job bei einem Münchner Unternehmen. Das hat genau gepasst. In der Szene kennt fast jeder jeden. Als sich dann Mirko Flaim nach einem zweiten fixen Hubschrauber-Piloten umsah, standen die Sterne plötzlich sehr gut für mich.
Was macht denn für dich die Flying Bulls so besonders?
MS: Ich denke, es ist die Art der Operation und natürlich die Seltenheit und Exklusivität der Luftfahrzeuge. Lauter Leckerbissen, ganz bewusst weit abseits des Mainstreams. Das Zusammenspiel aus der höchst-professionellen Technik, der Bodencrew, den Luftfahrzeugen und den Piloten ist hier grenzgenial. Wie eine kleine Familie auch bei über 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Jeder geht mit jedem respektvoll um.
Wie eng ist das Verhältnis zwischen Technik und den Piloten?
MS: Sehr eng. Es ist professionell und basiert auf gegenseitigen Vertrauen. Ich glaube, dass wir weltweit die besten Technik hier bei uns im Haus haben.
Aktuell fliegst du die EC135, AS 350, BO 105, Bell 47 und als neuestes Muster die Bell Cobra. Was macht diese Hubschrauber aus? Wie fühlt es sich an, sie zu fliegen?
MS: Jeder Hubschrauber hat seine eigene Seele, fliegt sich anders und reagiert auch anders. Ein starres Rotorsystem fühlt sich anders an als ein halbstarres. Die BO ist extrem agil und wendig. Die AS 350 kommt der BO schon sehr nahe, ist auch sehr direkt und leistungsstark, man hat aber andere Limits. Aktuell der beste Hubschrauber am Markt in dieser Klasse. Die EC im Gegensatz ist ein luxuriöser Reisehubschrauber, die man auch nach Instrumenten fliegen kann.
Hast du eine Routine, die vor jedem Flug gleich ist?
MS: Ja, ein letzter Walk-Around vor dem Einsteigen. Sind alle Deckel zu, hat sich nichts gelockert? Die letzte Möglichkeit, um etwas zu finden, dass man sonst vielleicht übersehen hätte.
Welche Eigenschaften machen einen guten Piloten aus?
MS: Das „Fliegerische“ ist nur ein Bruchteil. Organisation, Flexibilität, Entscheidungsfreudigkeit, Verlässlichkeit und Teamfähigkeit sind die wesentlichen Eigenschaften.
Wie gehst du persönlich mit Risiken um? Kann man diese minimieren?
MS: Piloten müssen immer bis zu einem gewissen Punkt risikobereit sein. Sonst kann man das nicht machen. Ein kalkulierbares Risiko. Man muss jeden Flug individuell betrachten und äußere Faktoren einberechnen. Die Frage ist dann, ob man einen Flug sicher durchführen kann. Ja oder nein? Oder was kann ich ändern, damit er sicher wird. Wir alle haben unser Lehrgeld bezahlt. Wichtig ist, dass man daraus lernt.
Du hast einmal gesagt, dass man immer Ziele braucht. Was sind deine nächsten Ziele in der Fliegerei?
MS: Kunstflug mit der BO 105. Das ist aber noch ein Prozess, der sich über ein paar Jahre ziehen wird. Ein komplexes Thema, da darf man mit dem eigentlichen Fliegen des Musters nicht mehr beschäftigt sein. Ich freue mich auch sehr auf die Sikorsky S-58. Fliegerisch bin ich bei den Flying Bulls angekommen. Man muss aber immer was dafür tun. Daheim auf der Couch wird niemand anrufen und sagen, wir brauchen dich.
Der erste Soloflug ist eines der einschneidendsten Erlebnisse in jeder Fliegerkarriere!