Er begeistert mit seiner einzigartigen Optik und dem unvergleichbaren Sound. Der Sternmotor aber ist mehr als nur faszinierend schöne Technik. Die Ingenieure lieben ihn für seine gleichmäßige Kraft- und Massenverteilung durch die Zylinder, die sternförmig um die im Zentrum liegende Kurbelwelle angeordnet sind. So war der „Radial Engine“, wie er im Englischen genannt wird, eines der begehrtesten Triebwerke im Flugzeugbau, bis es durch Strahltriebwerke abgelöst wurde. Auch große Hubschrauber wie die Sikorski S-55 nutzten die zuverlässige Kraft von Sternmotoren.
Einer der seltensten Helikopter mit Radial Engine ist die Sycamore. Die legendäre Bristol 171 Sycamore war der erste Hubschrauber, der komplett in Großbritannien entwickelt und gefertigt wurde (Erstflug 27. Juli 1947). Er besitzt einen 550 PS Neun-Zylinder Alvis-Leonides, der durch eine spezielle Luftkühlung und eine geänderte Ölversorgung für den Betrieb im Hubschrauber angepasst wurde. Der Motor wurde auch in Flächenflugzeugen, wie der zweimotorigen britischen Percival Prince und der Twin Pioneer, ein Transportflugzeug aus den 50er Jahren der Firma Scottish Aviation, verbaut.
Als die neu erworbene Sycamore der Flying Bulls im Frühjahr 2010 aus der Schweiz in Salzburg eintraf, wurde der Sternmotor erst einmal einer Videoscope Inspection unterzogen. Die Untersuchung des Motorinneren zeigte, dass er von starker Korrosion befallen war. Man entschloss sich, das Aggregat durch einen baugleichen, bereits generalüberholten Antrieb zu ersetzen. Der neue Motor arbeitet jedoch nicht mit einem Vergaser, sondern miteiner Single-Point Einspritzanlage (SPI), d.h. alle neun Zylinder werden durch eine zentrale Einspritzung mit Kraftstoff versorgt.
In der heutigen Zeit werden in Hubschraubern fast ausschließlich Turbinen verbaut, kleinere Muster wie z.B. die Robinson R22/R44 oder Schweizer 300 C werden zwar von einem Lycoming Boxer Motor angetrieben, aber nicht mehr von Sternmotoren. So ist die Zeit dieser wunderschönen Zylinderanordnung im Motorenbau fast vorbei, aber ein paar Enthusiasten nehmen sich dieser aviatischen Vergangenheit an und erhalten sie dadurch. Nachdem die Sycamore dank des Know-hows der Flying Bulls Spezialisten von 2010 bis 2013 großteils restauriert wieder flugklar war, hob sie mit dem satten Sound ihres Neun-Zylinder-Sternmotors am 16.10.2013 in Salzburg ab.
Der seltene fünfsitzige Mehrzweckhubschrauber kann im Hangar 7 besichtigt werden.