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Auch Ikonen brauchen eine Pause

Die Bell Cobra 209/AH-1F in der Jahreswartung

Winterzeit ist Wartungszeit im Hangar-8. Die großen Jahreswartungen der The Flying Bulls Flotte stehen an und verlangen den Luftfahrzeugtechnikern ihr ganzes Know-how im Umgang mit historischem Fluggerät ab. David Pölzleitner gibt Einblick in den alljährlichen Rundum-Check einer wahren Hubschrauberlegende.

Die imposante Bell Cobra 209/AH-1F, Baujahr 1967, ist ein echtes Juwel der Flotte: Als weltweit erster reiner Kampfhubschrauber wurde sie in einer sehr schmalen Form konzipiert, um die frontale Angriffsfläche so gering wie möglich zu halten. Unverwechselbar macht sie auch ihr charakteristischer Sound: Die besondere Aerodynamik des Zwei-Blatt-Rotorsystems und die extrabreiten Rotorblätter, die mit hoher Geschwindigkeit durch die Luft schneiden, erzeugen ein typisches Schnalzen, das Cobra-Fans lieben und unter hunderten Rotoren Geräuschen heraushören.

Obwohl die Cobra ursprünglich nur für 40 Flugstunden konzipiert war, hat sie heute bereits unglaubliche 4.380 Stunden in der Luft verbracht – und fliegt noch immer. Doch ihre Wartung bleibt eine Herausforderung: Trotz Demilitarisierung unterliegt der Helikopter strengen Aus- und Einfuhrbestimmungen. Ersatzteilen dürfen erst nach der Genehmigung durch das Bureau of Industry and Security und teilweise das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft bestellt oder repariert werden – ein zeitaufwendiger Prozess.

Ein neuralgischer Punkt und faszinierendes Detail an der Bell Cobra ist die sogenannte „Jesus Nut“ – die große Mutter, die den Rotorkopf sichert. Was es mit dem ungewöhnlichen Namen auf sich hat? „Nun, sollte sie je versagen und der Rotorkopf sich vom Hubschrauber lösen, bleibt nur ein letztes „Stoßgebet“, verrät David mit einem Augenzwinkern.

Der Wartungsprozess – Schritt für Schritt

Die Jahreswartung beginnt mit einem Werkstatt-Eingangsflug, um Triebwerkswerte, Getriebe und Steuerung zu protokollieren. Wie steht es um Öldruck und Temperaturen? Gibt es Auffälligkeiten? Next stop: Parkplatzsuche. Es geht in den Hangar-8, wo die Cobra für rund zweieinhalb Monate stationiert wird. Die Wartung erfolgt bis ins kleinste Detail nach den Herstellervorgaben im Maintenance Manual.

Zuerst werden alle Abdeckungen entfernt – ein Prozess, der für sich allein schon eineinhalb Tage in Anspruch nimmt. Danach werden alle Öle abgelassen und Ölproben gezogen, Filter gereinigt bzw. getauscht und eine Sichtkontrolle der Flugsteuerung durchgeführt. Sind Steuerstränge durchgescheuert? Ist etwas verbogen? Viele Teile müssen noch mit Fett geschmiert werden, was bei modernen Hubschraubern kaum mehr nötig ist. Ein Hydraulikaggregat simuliert Betriebsdruck für System- und Funktionschecks. Besonders sensible Bereiche wie Triebwerk und Steuerung werden im Vier-Augen-Prinzip überprüft. Punkt für Punkt arbeitet sich das Team akribisch durch die Checklisten des Herstellers.

Abschließend erfolgen Bodenlauf und Werkstattflug. Falls an der Flugsteuerung gearbeitet wurde, messen Sensoren die Rotorblatt-Vibrationen zur Feinjustierung. Erst nach bestandenen Tests erhält die Cobra ihr „Certificate of Release to Service“ – eine Bestätigung, dass die Jahreswartung erfolgreich abgeschlossen werden konnte.

Auf zu neuen Horizonten

Die großen Jahreswartungen werden im Winter durchgeführt, da im Sommer zahlreiche Airshows in ganz Europa für Hochbetrieb sorgen. Ein sechsköpfiges Techniker-Team kümmert sich exklusiv um die The Flying Bulls Hubschrauberflotte. David selbst ist seit mittlerweile sieben Jahren im Unternehmen und hat bereits seine Lehre im Hangar-8 absolviert. Die Frage, ob sein Lieblingshubschrauber bei der Wartung oder im Betrieb Sperenzchen macht, verneint er: „Die Bell Cobra leistet das ganze Jahr über brav ihren Dienst!“